Eine der bisher wichtigsten Ankündigungen wird heute gemacht. Unser Forum existiert seit ca. 2 Jahren auf forumieren.com. In der Zeit hat sich viel getan und manche User kamen, manche gingen und manche meldeten sich nie wieder. Um diese Tatsache aus der Welt zu räumen [und weil man in forumieren Foren recht wenig machen kann, was den Style betrifft] haben Lenna und ich auf dem Forumstreffen beschlossen, mit dem gesamten Board nach bplaced.net …
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Thema: Dewdrops. Do 25 Okt 2012 - 19:23
Dewdrops. - What's your definition of it?
What's your definition of it? Kings & queens, philosophers have tried so hard to find.
Wie weit würdest Du gehen, um deine große Schwester zu retten? Wie würdest Du dich verhalten, wenn Du deinem Erzfeind Treue geschworen hast und deine Angehörigkeit zu seinem Gefolge deinen Kollegen verheimlichen musst? Wie lange würdest Du diese Spielchen aushalten, wenn Du dich niemandem anvertrauen kannst? Mit all diesen Fragen sieht Novalee sich konfrontiert. Zwischen ihrem neuen, ungewollten Dasein als Todesserin und ihrem ersten Jahr als angehende Lehrerin in Hogwarts übt sie sich in der Schauspielerei und kann sich nur selten so geben, wie sie wirklich ist. Freunde sind ein Fremdwort und nirgends ist sie sicher - Denn der dunkle Lord gewinnt außerhalb und innerhalb Hogwarts' an Macht. Warum ließ man sich auf den Handel ein? Was ist an den Kindern der Hennessy Familie so besonders?
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Zuletzt von Aaliyah Coleman am So 28 Okt 2012 - 19:24 bearbeitet; insgesamt 4-mal bearbeitet
Aaliyah Coleman Gryffindor | 7.Klasse
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Thema: Who is who? Do 25 Okt 2012 - 20:22
THE HELPLESS ONE.
NOVALEE J. L. HENNESSY (22) & REINBLUT & ANGEHENDE LEHRERIN ehemals Ravenclaw, * 05. Oktober 1972
Ich bezweifle, dass ein Mensch allzu lange diesem Druck standhalten kann, ohne dass er jemanden hat, dem er sich anvertrauen kann. Auch ich werde irgendwann daran zerbrechen.
THE SCEPTICAL ONE.
PAYTON L. GRIFFITHS (23) & HALBBLUT & HEILERIN ehemals Ravenclaw, * 11. September 1972
Freunde sind dazu da, dir beizustehen, wenn es dir schlecht geht. Auch wenn sie dafür hinterfragen müssen, was der Grund dafür ist. Ich kann doch nicht zulassen, dass es dich von innen heraus zerfrisst.
THE GOOD-HEARTED ONE.
SHANE J. HENNESSY (20) & REINBLUT & FLUCHBRECHER ehemals Gryffindor, * 20. April 1975
Hör endlich auf, dir die Schuld an ihrem Tod zu geben. Komm wieder aus dir heraus, zeig mir dein Lächeln, lach über die Scherze der anderen. Die anderen machen sich Sorgen.
In meiner Familie trinkt man Tee, wenn es einem schlecht geht. Tee hilft, sich zu entspannen und die Situation noch einmal zu überdenken und aus anderen Augen zu betrachten.
THE BRAVE ONE.
JACK HAYWORTH (24) & HALBBLUT & MAG. STRAFVERFOLGUNG ehemals Ravenclaw, * 28. September 1971
Warum stößt du die von dir, die dir helfen wollen? Irgendwann stehst du ohne sie da und steckst kopfüber in einer hoffnungslosen Situation, die dir von da an keinen Ausweg mehr bietet.
THE STRONG ONE.
TORI L. ALEXANDER (22) & REINBLUT & AURORIN ehemals Gryffindor, * 03. März 1973
Du hast Freunde und eine Familie und alle wollen dir helfen, doch du igelst dich ein und weist sie allesamt ab. Was muss geschehen, bevor wir, die dich lieben gelernt haben, dir helfen können?
Deine Schwester wurde aus dem Leben gerissen und du hast dich aufgerappelt. Deine Freunde und Familie passen auf dich auf und abgesehen von einer leichten Paranoia gibst du dich normal.
Machst du einen falschen Schritt, sehe ich ihn. Erzählst du etwas, verknote ich dir die Zunge. Legst du Ungehorsam an den Tag, verfluche ich dich.
THE DECEASED ONE.
ALICE L. HENNESSY (†) & REINBLUT & AURORIN ehemals Gryffindor, * 27. Februar 1968
Du hast einfach ein zu großes Herz. Wenn das nicht gewesen wäre, wäre ich an deiner Stelle und niemand wäre von uns gegangen. Aber das ist nun nicht mehr zu ändern, also gehe deinen Weg.
Zuletzt von Aaliyah Coleman am Fr 26 Okt 2012 - 7:47 bearbeitet; insgesamt 2-mal bearbeitet
Aaliyah Coleman Gryffindor | 7.Klasse
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Thema: CHAPTER I - CALM UNDER THE WAVES. Do 25 Okt 2012 - 20:26
CHAPTER I - CALM UNDER THE WAVES.
Novalee Hennessy stand am Fenster des Wohnzimmers ihrer Wohnung im dritten Stock und blickte auf die erleuchtete Stadt Leeds hinab. Unschuldig ruhte die Stadt dort unten und nichts deutete darauf hinaus, dass sich die guten und ruhigen Zeiten in unabsehbarer Zeit drastisch verändern würden. Novalee war nur eine der wenigen, die es ahnten – und gar wussten – und dass auch nur, weil sie es am eigenen Leib hatte erfahren müssen. Erst seit vier Stunden war sie zurück in ihrer Wohnung. Ganze drei Wochen lang hatte sie keinen Fuß mehr in diese gesetzt und war von ihren Freunden und ihrer Familie so gut wie abgeschnitten gewesen. Nur ein trauriger Anlass war Grund gewesen, weshalb die junge Frau sie einmal gesehen hatte. Allerdings war dieses Treffen keines gewesen, an welches man sich später noch gerne erinnerte, denn neben all der Tränen und Vorwürfen war es zu einer ziemlich heftigen Auseinandersetzung gekommen und so waren die Hoffnungen Novalees auf Hilfe und Unterstützung von einem Moment auf den anderen in tausend Stücke zerbarst – ohne dass sie sie nur einmal hatte ansprechen können. Es gab so vieles, an dass sich Novalee erst noch würde gewöhnen müssen. Sie bezweifelte, dass sie ihr altes Leben je wieder würde führen können, nicht zuletzt aus dem Grund, dass sie drei Wochen verschwunden gewesen war. Außerdem erkannte sie die Frau, deren Reflektion sie im Glas des Fensters sah, nur undeutlich als sich selbst. Es war viel eher eine schattenhafte Kopie ihrer selbst, müde, zerschlagen, unglücklich, kraftlos. Es klopfte laut an der Tür zu Novalees Wohnung, so dass sich diese vom Fenster abwendete und langsam zur Wohnungstür begab. Während sie dieses tat, fiel ihr blick auf das grelle, rot blinkende Signal ihres Anrufbeantworters, der ihr deutlich zu vermitteln versuchte, dass in ihrer dreiwöchigen Abwesenheit einige Anrufe eingegangen waren, die sie nicht angenommen hatte. Wie denn auch? Als Novalee schließlich die Wohnungstür öffnete und ihr Gegenüber müde musterte, drangen die Worte ihres Besuches kaum zu ihr hindurch. Fast schon wie automatisiert trat Novalee beiseite, ließ ihren Gast ein und ließ dann die Tür hinter diesem ins Schloss fallen. „Mein Gott, Novalee.“ Novalee hob den Kopf leicht. „Du siehst grausam aus!“ Bereit zu einer Antwort öffnete Novalee den Mund, doch ihr Gast kam ihr zuvor: „Außerdem warst du drei Wochen lang spurlos verschwunden und bist nur zur Beerdigung von Alice aufgetaucht. Was zum Teufel ist los?“ „Sie war meine Schwester.“ Leises und ausweichendes Gemurmel seitens Novalees. „Klar, weiß ich auch, aber dass selbst deine Eltern und Shane nicht wissen, wo du steckst … “ Novalee bekam den Rest des Satzes nicht mehr mit, denn sie hatte sich wieder in Bewegung gesetzt und ihr Wohnzimmer betreten. Mit einem lauten Seufzen setzte sich auch ihr Gast in Bewegung und blieb schließlich unschlüssig in der Mitte des Raumes stehen, während Novalee wieder am Fenster stand und hinaus schaute. „Ich habe das ungute Gefühl, dass du mir ohnehin nicht zuhörst.“ „Mh?“ Novalees Gast schüttelte den Kopf und meinte abwehrend: „Schon gut, schon gut. Aber sag mal … “ Novalee hob fragend eine Augenbraue. „ … willst du deine Telefonanrufe nicht mal entgegennehmen und deine Post von mir haben?“ „Post?“ Novalees Stimme klang leise, fast schon erstickt. Mit einem lauten Seufzen bedachte die Blondine, die dort in der Mitte des Raumes stand, die Gleichaltrige. Ihre grünen Augen strahlten deutlich Besorgnis aus und mit wenigen Schritten hatte sie die Distanz zwischen sich und Novalee überbrückt und schließlich schloss sie sie einfach in ihre Arme. Zunächst versteifte sich Novalees Haltung, doch dann schien etwas in ihr nachzugeben oder gar zu zerbrechen, denn Tränen traten in ihre Augen und schließlich erwiderte sie die Umarmung, obgleich sie sich eher in die Bluse ihrer Besucherin krallte, um sich dort festzuhalten. „Payton … “, leise schluchzend kam Novalee der Name der Frau über die Lippen, „ … danke … “ Beruhigend strich ihr Payton über den Rücken, lächelte sanft und meinte über Novalees Schulter hinweg: „Du musst dich doch nicht bedanken, Nova.“ „Aber ich habe Mist gebaut … “, brachte Novalee zwischen zwei Schluchzer hervor, „Ziemlichen Mist … “ „Jeder baut mal Mist.“, versuchte Payton sie zu beruhigen, „Ich doch auch. Und Shane und all die anderen.“ „Alice ist wegen mir tot, Payton. Wegen mir!“ Den letzten Satz rief Novalee laut aus. Payton löste die Umarmung und schob Novalee auf Armlänge von sich entfernt hin. Einen Augenblick lang musterte sie die Brünette, dann sagte sie mit ernster Stimme: „Das ist nicht wahr, Novalee. Alice starb, weil die Todesser sie ermordet haben. Nur darum und nicht aus einem anderen Grund.“ Novalee schüttelte heftig den Kopf. „Ich weiß, dass dich der Tod deiner Schwester mitnimmt, glaub mir. Aber du bist dennoch nicht Schuld daran, Nova.“, wiederholte Payton ihre Worte, dann seufzte sie. „Am besten ist, du nimmst eine heiße Dusche und ich setze Tee auf und dann reden wir.“, schlug Payton Novalee vor, „Du versuchst doch nicht, dich in der Dusche zu ertränken, oder?“ Skeptisch, während ihr noch immer die Tränen die Wangen herabliefen, musterte Novalee die Blondine, dann schüttelte sie langsam den Kopf. „Du beruhigst dich etwas und wenn der Tee fertig ist, kannst du mir alles erzählen. Einverstanden?“ Ein leichtes Nicken. „Na dann los.“, forderte die Blondine sie auf, „Du hast sicherlich noch irgendwo Kekse, die können wir dann dazu essen … “ Während aus dem Bad das Geräusch fließenden Wassers zu vernehmen war, setzte Payton Wasser auf, suchte nach essbaren Keksen und holte in aller Eile die Post Novalees aus ihrer eigenen Wohnung herüber. Erst als sie diese auf den niedrigen Tisch mit dem Telefon und dem Anrufbeantworter legte, hielt sie in ihrem geschäftigen Treiben inne und musterte die blinkende Signalleuchte nachdenklich, doch dann schüttelte sie den Kopf und begab sich zurück in die Küche, um dort das Wasser auf die Teebeutel zu geben.
Eine ganze Zeit später saßen sich die beiden jungen Frauen gegenüber und schwiegen sich, die Teetassen in den Händen haltend, an. Novalee hatte die Beine angewinkelt und die Füße auf die Couch gestellt, wobei sie den Blick in Richtung Payton vermied und an dieser vorbei zum Fenster hinter dieser blickte. Payton hingegen saß ruhig auf dem Sessel, den Blick fest auf Novalee gerichtet und mit den Fingern auf der Tasse trommelnd. Ungeduldig, abwartend, nachdenklich, doch Novalee wollte ihr erneutes Schweigen nicht brechen und schien Paytons Anwesenheit völlig zu übergehen. „Wo hast du die vergangenen drei Wochen?“, durchbrach Paytons Stimme schließlich doch die Stille, „Viele haben dich zu erreichen versucht und sind letzten Endes bei mir gelandet.“ Novalee vermied noch immer Blickkontakt und schwieg weiterhin. „Selbst Jack hat sich bei mir gemeldet – Er hatte eigentlich mit dir sprechen wollen.“ Nun endlich hob die Zweiundzwanzigjährige den Blick und richtete ihn auf die Blondine. Tränen stiegen in den grau-blauen Augen auf und der zierliche Körper der jungen Frau erzitterte unter weiteren, stummen Schluchzern. Um sich ein wenig Sicherheit zu geben, umschlang sie mit den Armen ihre Knie und drückte sie sich gegen ihren Oberkörper, wobei sie ihr Gesicht hinter den Knien verbarg. „Du hättest ihn sehen sollen, Novalee.“, fuhr Payton unbeirrt fort, da sie ahnte, nur so ihre Freundin etwas aus ihrem Schutz hervorholen zu können, „Groß gewachsen, durchtrainiert, dunkel braune Haare, die nicht gebändigt werden können … “ Sie schnalzte mit der Zunge. „Und dann dieser Anzug!“ Payton grinste. „Der Junge ist zum Mann geworden, Novalee. Ein erwachsener Mann, der sich nach seiner verflossenen Liebe erkundigt.“ „Mhm.“ Eine Reaktion seitens der Brünetten. Payton nahm es als gutes Zeichen und fuhr fort: „Hat einen ziemlich guten Posten im Ministerium, erzählte er mir. Spielt noch immer Quidditch, sogar professionell – Aber für die höchste Liga hat es nicht gereicht, meinte er.“ „Aber zu uns sagte er nichts?“ Payton seufzte. Wie sollte sie darauf antworten? Aus diesem Grund schwieg sie zu der Frage der wenig Jüngeren. „Ewig hört man nichts, dann taucht er auf und … und … nichts!?“ Wieder erzitterte Novalees Körper unter Schluchzern. „Von wegen 'ewig hört man nichts', Novalee. Unsinn.“, wehrte Payton mit ruhiger Stimme ab, „Wer von euch beiden war mehrere Wochen untergetaucht? Wer von euch beiden war lange Zeit auf Reisen?“ Ertappt biss Novalee sich auf die Unterlippe. „Fünfmal war er da, dann habe ich ihm versprechen müssen, ihm mitzuteilen, wenn du wieder zurück in Leeds bist.“, berichtete die Blondine, „Er hat es zu einer echt guten Position bei der magischen Strafverfolgungspatrouille gebracht und sein Ausbilder war die Person, die Sirius Black einst mit anderen gestellt hat. Einer von vielen, aber ein nennenswerter Erfolg.“ Die grau-blauen Augen konnten die Tränen nicht mehr zurückhalten und so ergab Novalee sich ihnen schließlich. Mit einem weiteren leisen Seufzen stellte Payton ihre Tasse auf den niedrigen Couchtisch, dann erhob sie sich und ging um den Tisch auf Novalee zu, um sich neben diese auf das Sofa fallen zu lassen, den Arm um die Brünette zu legen und sie sanft zu sich zu ziehen.
Etwas Helles blendete die Zweiundzwanzigjährige, die sich wegzudrehen versuchte, doch dadurch vertreiben konnte sie die Helligkeit nicht, sondern bloß das Blenden mildern. Ganz langsam, als wolle sie sich dadurch schützen und die Augen notfalls wieder sofort schließen, öffnete Novalee die Augen. Einen Augenblick lang mussten sich diese an das Licht gewöhnen, dann konnte Novalee erkennen, wo sie war. Es war ihr Schlafzimmer, ihr Bett, ihr Nachttisch, ihr Kleiderschrank und das große Fenster mit den Vorhängen. Und eben diese Vorhänge waren, abgesehen von einem einzigen Spalt, geschlossen, doch genau dieser Spalt ließ das Sonnenlicht hinein. Moment mal. Sonnenlicht? Schlafzimmer? Wie war Novalee ins Bett gelangt? Sie hatte keine Ahnung und wirklich darüber nachdenken getraute sie sich nicht. Nicht, weil es unangenehme Erinnerungen sein würden, sondern weil sie, sobald sie sich ein wenig mehr konzentrierte, starke Kopfschmerzen aufkommen spürte. Wie spät war es eigentlich? Mit einem leisen Aufstöhnen, da ihr die Bewegung beim Aufsetzen ebenfalls Kopfschmerzen verursachte, schaffte Novalee es, ihren Wecker in Augenschein zu nehmen und die Zeit abzulesen. Kurz nach neun Uhr am Morgen. Die Tatsache, dass der Wecker ebenso gut kurz nach neun Uhr am Abend zeigen könnte, schlug Novalee in den Wind, zumal es zu eben dieser Zeit abends bereits zu dämmern begann. Vorsichtig quälte sich Novalee aus dem Bett und kaum hatte sie beide Füße auf den kühlen Parkettboden gestellt und sich erhoben, streckte und reckte sie sich. Ein Gähnen entwich ihr und schließlich trat sie zum Fenster und öffnete die Vorhänge, so dass die Sonne ihre letzten warmen Strahlen des schwindenden Sommers hereinlassen konnte. Der Tag versprach vom Wetter her schön zu werden und so öffnete die junge Frau das Fenster – und zwar nicht nur, um zu lüften. Der nächste Gang führte sie ins Bad, wo sie sich wusch, die Zähne putzte, die Haare kämmte und anzog, nur um dann ihr Spiegelbild im Spiegel zu betrachten und schließlich den Blick abzuwenden. „Das bist nicht du, Novalee.“ Noch immer waren ihre Augen rot von den vielen Tränen, die sie vergossen hatte und ihr Gesicht blass. Zwar war es nicht weiß wie eine Wand oder gar ein Gespenst, doch dem hatte sie nur durch ein wenig Puder entgegen wirken können. Der Ausdruck in ihren grau-blauen Augen war nicht von Fröhlichkeit geprägt, sondern erzählte eine Geschichte voller Schmerz und Trauer. Noch nie war Novalee ein großer Freund von Schminke gewesen, doch in diesem Fall war es wohl unumgänglich, wenn sie nicht immer sofort auf ihr grauenhaftes Ebenbild angesprochen werden wollte – Nicht, dass sie plante, großartig unter Menschen zu gehen.
Als Novalee sich schließlich für einigermaßen ausgehfertig empfunden und das Bad verlassen hatte, hatte sie sich in der Küche einen Kaffee gekocht. Zwar war sie Britin, doch das koffeeinhaltige Getränk benötigte sie trotzdem jeden Morgen, damit sie richtig in Gang kam. So kam es, dass sie sich mit einer großen Tasse Kaffee auf den Weg in ihr Wohnzimmer machte, welchem man nicht ansehen konnte, was vergangenen Abend geschehen war. Noch immer blinkte das rote Licht des Anrufbeantworters, doch mittlerweile lagen einige Briefe daneben. Die Brünette nahm einen großen Schluck ihres ersten Getränkes des Morgens, dann stellte sie die Tasse auf den niedrigen Couchtisch und schritt herüber zu dem Tisch, auf dem sich die Briefe und der Anrufbeantworter befanden. Ohne großartig darauf zu achten, was sie tat, drückte sie auf den Abhörknopf des Gerätes und nahm die Briefe zur Hand. Während nun die hinterlassenen Nachrichten der Anrufer abgespielt wurden, überflog sie die Absender der Post und drehte einige der Briefe nachdenklich in ihren Händen, bis sie in der Bewegung erstarrte und den Kopf ein wenig hob, ihn schließlich langsam in Richtung Anrufbeantworter drehte und den Blick fest darauf richtete. „Novalee, bist du da? Mhm … Wohl eher nicht.“ Eine Stimme, die Novalees Innereien sich zusammenziehen ließen. „Shane hier. Ja, ich weiß, ich versprach, nie wieder Kontakt mit dir aufzunehmen, aber dieser verdammte Jack geht mir auf die Nerven und Mum und Dad machen sich Sorgen. Verdammt, Lil, stell' bloß keinen Mist an, ja? Außerdem hat man mir 'ne Nachricht für dich hinterlassen, also meld' dich.“ „Oh, Shane … “, murmelte Novalee, während der Anrufbeantworter ein weiteres Mal piepte und dann die nächste Nachricht, die sie gar nicht mehr wahrnahm, abspielte. Ihr jüngerer Bruder und sie waren normalerweise ein Herz und eine Seele. Nicht nur Geschwister, sondern beste Freunde. Sie verstanden einander ohne Worte, konnten sich alles anvertrauen, doch auf der Beerdigung der ältesten Schwester war es zu Streitigkeiten und Auseinandersetzungen zwischen den beiden verbleibenden Geschwistern gekommen, die darin geendet waren, dass sie beide einander geschworen hatten, nie wieder miteinander zu sprechen. Doch nun … Shane hatte diesen Schwur, dieses Versprechen, gebrochen. Und gerade diese Tat trieb Novalee ein weiteres Mal die Tränen in ihre grau-blauen Augen. Mit zitternder Hand griff sie nach dem Telefonhörer, wählte die Nummer des Jüngeren. Wenn sie Glück hatte, war er noch nicht bei der Arbeit. War er erst einmal dort, würde sie ihn nur auf Wegen erreichen, zu denen sie Magie würde nutzen müssen und solange sie in dieser Wohnung in Leeds wohnte, wollte Novalee ein Leben versuchen, welches in vielerlei Art und Weise dem der Muggel ähnlich war. Die stummen Gebete wurden beantwortet und eine vertraue Stimme nahm das Gespräch entgegen. Novalee klemmte das schnurlose Telefon zwischen ihre Schulter und das Ohr, dann schritt sie, während ihr Bruder und sie die üblichen Standartfloskeln austauschten, zum Couchtisch herüber und stellte schließlich das Telefon auf die Tischplatte, wobei sie es auf Lautsprecher stellte, auf der Couch Platz nahm und weiter ihre Post durchging. „Warum ich eigentlich anrufe … “, kam Novalee schließlich nach einiger Zeit zum Grund ihres Anrufes, „Was für eine Nachricht hat man dir für mich hinterlassen?“ „Erinnerst du dich noch an Leela?“ Novalee schwieg nachdenklich und hätte Shane ihr Gesicht sehen können, hätte ihr Unwissen gesehen. „Leela Singh, selber Jahrgang wie ich, war aber in Hufflepuff.“, erklärte Shane, der anscheinend ahnte, dass die Ältere keine Ahnung hatte, wen er meinte, „Sie hat mir gesagt, dass du dich schnellstmöglich im St. Mungos einfinden sollst – Irgendeine Untersuchung für deinen Job.“ „Welcher Job, Shane?“ „Hast du nicht … Sag mal, seit wann bist du zurück?“ „Gestern Abend.“, beantwortete Novalee seine Frage, „Wieso?“ Shane seufzte, dann entgegnete er: „Hast du deine Post noch nicht geöffnet? Hogwarts hat dir einen Brief zukommen lassen.“ „Woher weißt du das denn?“ „Weil du dich nicht zurückgemeldet hast, hat mich McGonegall kontaktiert.“, erklärte Shane ihr, „Mir ist das Herz förmlich stehen geblieben, als sie plötzlich bei der Arbeit aufgetaucht ist. Ich fühlte mich in meine Schulzeit zurückversetzt, fast so, als habe ich irgendetwas angestellt und sie wollte mich dafür bestrafen.“ Amüsiert grinsend schüttelte sie den Kopf. Sie konnte es sich nur zu gut vorstellen, dass Shane beim Anblick seiner alten Hausvorsteherin blass geworden war und es mit der Angst zu tun bekommen hatte. Der Jüngere hatte zwar nie allzu großen Ärger gemacht und mit McGonegall hatte man eigentlich recht gut zurechtkommen können, doch irgendetwas an der alten Frau war so respekteinflößend, dass niemand sich in ihrer Nähe allzu wohl fühlte und man es augenblicklich mit der Angst zu tun bekam – Fast so, als habe man großen Ärger angestellt. Nun blätterte Novalee ein weiteres Mal durch ihre Post, dann fand sie den Brief, dessen Stempel mit dem Wappen Hogwarts' sie völlig übersehen hatte. Langsam und gespannt öffnete sie den schweren Briefumschlag, holte die Pergamentblätter mit der sauberen und engen Handschrift des Schulleiters heraus und überflog sie. Ihr amüsiertes Grinsen wandelte sich zu einem triumphierenden, dann stieß sie einen Jubelschrei aus. Ein überraschtes ey war aus dem Lautsprecher des Telefons auf dem Tisch zu entnehmen, doch die Brünette überging dieses völlig. Das Schuljahr hatte zwar bereits begonnen, aber man hatte sie trotzdem zu einer sogenannten Ausbildung angenommen. „Ich … Ich werde Lehrerin für Zauberkunst!“, rief Novalee überglücklich aus, „Hast du das gehört, Shane!?“ „Klar, Lil.“, beantwortete Shane ihre Frage, „Klar und deutlich. Gratulation.“ Es klang zwar recht trocken, doch Novalee wusste, dass Shane sich für sie freute. Er zeigte es vielleicht nicht so offen, doch wer ihn kannte, wusste, dass der junge Mann seiner Schwester ein wenig Glück und Freude gönnte. Gerade jetzt nachdem die gemeinsame Schwester von ihnen gegangen war. „Darum sollst du ja im St. Mungos eine Untersuchung über dich ergehen lassen.“, sagte Shane mit ruhiger Stimme, „Mach das besser schnell und dann meldest du dich sofort in Hogwarts, verstanden?“ „Aye, aye, Kapitän.“, reagierte Novalee darauf und hätten sie einander gegenübergestanden, hätte sie scherzhaft salutiert, doch so beließ sie es bei dieser Bemerkung. „Bereit zum Abtreten, Steuerfrau?“, erkundigte Shane sich und Novalee gab ein zustimmendes Geräusch von sich, „Dann muss ich jetzt auch los. Habe noch was vor der Arbeit vor.“ Und damit unterbrach der die Telefonverbindung. Novalee, die noch immer den Brief aus Hogwarts in ihrer Hand hielt, warf einen raschen Blick zur Uhr. Mittlerweile war es zwanzig nach zehn und nach kurzem Überlegen wusste die Zweiundzwanzigjährige, was sie mit ihrem Tag anfangen würde. Schnell waren ihre Sachen zusammengesucht, eine Jacke über- und die Schuhe angezogen, dann schnappte sie sich ihren Wohnungsschlüssel und verließ diese. Eine Fahrt nach London würde von Leeds aus zwischen zweieinhalb und dreieinhalb Stunden, je nach Wahl des Verkehrsmittels, doch für die Mitglieder der Zauberwelt, der Novalee angehörte, gab es einfachere und schnellere Wege. Abgesehen von fliegenden Teppichen und Besen, gab es das Apparieren und genau das hatte die junge Frau vor. Doch wenn sie es in ihrer Wohnung tat, würden die anderen Bewohner des Hauses einen Schrecken bekommen – Zu laut war das Geräusch, das beim Apparieren entstand und man würde es für einen Schuss oder eine Explosion halten. Allerdings war sich Novalee dessen bewusst und, wie einige andere Zauberer und Hexen auch, zog es demnach vor, an einem anderen Ort zu apparieren. Dort würde es nicht wirklich auffallen …
Als die Brünette in London im Tropfenden Kessel erschien, vermied sie den Blickkontakt zu den bereits wenigen anwesenden Gästen. Nur Tom, dem Barmann, nickte sie grüßend zu, bevor sie hinaus auf die Straße trat. Ihr ziel war ein fünfstöckiges Gebäude, welches laut Aushang wegen Renovierungsarbeiten geschlossen war, und ehemals ein altes Kaufhaus darstellte. Aus dem Schaufenster blickte fast schon traurig eine altmodisch gekleidete Schaufensterpuppe hinaus auf die Straße, auf der etliche Menschen vorbeigingen und niemand dem alten Haus einen Blick zuwarf. Anscheinend war es für die Menschen, mit Ausnahme von Novalee, uninteressant, welche leise zu der Schaufensterpuppe sprach. Diese krümmte einen Finger, was das Zeichen für Novalee war, dass sie durch das Schaufenster treten konnte und kaum hatte sie den ersten Schritt gemacht, befand sie sich auch schon in der Empfangshalle. Mit einem leichten Seufzen streckte Novalee sich, dann ging sie mit festen Schritten zur Information. Der Mann, der dort saß, war kaum älter als sie selbst, hatte allerdings eine Art Ziegenbart und eine Glatze. Er las ein Comic, welches er auf den Kopf gedreht hatte und schien eher gelangweilt als aufmerksam zu sein. „Novalee Hennessy. Ich soll zu einer Vorsorgeuntersuchung.“, nannte Novalee ihm ihr Anliegen. Der Mann senkte sein Comicheft nur wenige Zentimeter, dann blickte er sie über den Rand dessen hinweg fast schon gelangweilt an. Ein Moment des Schweigens entstand zwischen den beiden, in dem Novalee unruhig von einem Fuß auf den anderen trat, dann: „Sie werden erwartet, Miss Hennessy. Die entsprechende Heilerin ist in der Cafeteria im fünften Stock. Erkundigen Sie sich nach Heilerin Singh.“ Und damit hob er sein Heftchen wieder und war von da an nicht weiter ansprechbar.
Der fünfte Stock beherbergte den Krankenhauskiosk und die Cafeteria. Letztere war Novalees Ziel, nachdem der Mann an der Rezeption behauptet hatte, dass die entsprechende Heilerin sich dort aufhielt. Anscheinend hatte sie wohl gerade Pause oder so, ansonsten wäre es sehr merkwürdig, warum praktizierende Heiler sich dort aufhielten. Kaum hatte Novalee die Cafeteria betreten, wusste sie nicht so recht, nach wem sie Ausschau halten sollte. Der Name klang nicht nach einer Britin oder Irin und dass es der selbe Nachname war, wie bei der Person, die Shane erwähnt hatte, brachte die Zweiundzwanzigjährige auch nicht sonderlich weit, denn zu der ominösen Leela Singh hatte sie noch immer kein passendes Bild parat. Die Idee, nach jemandem mit dunklen Haaren Ausschau zu halten, war ebenso wenig erfolgversprechend, wie das bloße Erspähen der Namenspaletten an den limonegrünen Umhängen der Heiler, doch da stach ihr jemand mit dunkelbraunen Haaren ins Auge, dessen muskulöse Statur sich unter dem jeansblauen Hemd, dessen Ärmel hochgekrempelt waren, abzeichnete. Auch der sogenannte drei-Tage-Bart war zu den entsprechend grau-blauen Augen verräterisch: Shane. Doch was tat ihr jüngerer Bruder hier? Eine junge Frau, kleiner als er und Novalee, mit dunkelbraunen Haaren, die ohne das Licht der grellen Neonröhren an der Decke und der Sonne, die durch die Fenster hineinschien, schwarz erschienen, stand Novalees Bruder gegenüber. Ihr Lachen war zu vernehmen und ihre gesamte Körperhaltung war entspannt. Die beiden schienen seltsam vertraut, so dass Novalee sich den beiden langsam näherte. „Meine Schwester wird heute oder morgen bei dir erscheinen.“, konnte Novalee Shanes Stimme vernehmen, je näher sie kam, „Sie hat mich vorhin angerufen.“ „Mach dir keine Sorgen, ich werde mich gut um sie kümmern.“ „Du sollst sie doch nur der Routineuntersuchung unterziehen, Leela, nicht behandeln oder gleich einweisen.“, wehrte Shane ab, doch Novalee konnte sein fröhliches Lachen ebenso hören. Leela nickte. „Na ja, aber ich muss jetzt los zur Arbeit. Mein Boss kriegt sonst 'ne Krise.“ „Sehen wir uns heute Abend?“ „Verlass dich darauf.“, versprach Shane der jungen Frau, dann beugte er sich zu ihr herunter und küsste sie auf die Lippen, nur um sich dann, kaum hatte er sich wieder von ihr gelöst, umzudrehen und abrupt in der Bewegung innezuhalten, da er seiner älteren Schwester gegenüberstand, die die Arme vor dem Körper verschränkt und eine Augenbraue fragend hochgezogen hatte. „No-Novalee … “ „Stellst du mir deine neue Freundin vor, Shane?“, erkundigte Novalee sich belustigt bei ihrem Bruder, dem das Ganze sichtlich peinlich war, und legte den Kopf etwas schief, so dass sie an ihm vorbei zu der jungen Frau blicken konnte. „Leela Singh.“, stellte sich die junge Frau, deren Stimme wohltuend in Novalees Ohren klang, selbst vor, „Ich soll Sie untersuchen.“ Novalee trat an Shane vorbei und reichte Leela lächelnd eine Hand, während Shane den Kopf schüttelte und versuchte, die Blässe aus seinem Gesicht zu vertreiben. „Hattest du nicht gerade gesagt, dass du zur Arbeit musst, weil dein Vorgesetzter sonst eine Krise bekommt?“, fragte Novalee an ihren Bruder gewendet. Shane blickte sie verwirrt an, dann schien er sich an seine Worte zu erinnern und nickte. „Geh schon, Shane.“, forderte auch Leela den jungen Mann nun auf, „Die Situation wird nicht besser, indem du hier stehst und die Zeit vertrödelst.“ Das schien dem Brünetten einzuleuchten, denn er nickte und setzte sich wieder in Bewegung. „Wie lange läuft das schon zwi-“, wollte Novalee wissen, doch Leela unterbrach sie: „Das können wir bei der Untersuchung klären. Dumbledore will Sie in hundertprozentiger Verfassung in seinem Lehrkörper aufnehmen.“ „Okay.“ Novalee löste ihre Arme, die noch immer vor ihrem Körper verschränkt gewesen waren, wieder. „Ist das normal?“ Leela zuckte mit der Schulter, blickte ratlos drein und antwortete dann: „Allzu oft hatte ich noch nicht außerhalb meiner Schulzeit mit Hogwarts zu tun. Neue Lehrer gibt es nicht wie Sand am Meer und wenn ich mich recht erinnere, liegt es bei Ihnen auch eher an … nun ja … der familiären Situation und den daraus resultierenden Umständen.“ „Der Tod meiner älteren Schwester und mein Verschwinden.“ Novalees Blick ruhte ernst auf der Jüngeren. „Wenn Sie es so sagen, ja.“, bestätigte Leela ihr und nickte dabei, „Also, wollen wir zur Tat schreiten?“ Sie wartete keine Antwort ab, sondern ging einfach voraus.
Nachdem sie einige Stockwerke tiefer gegangen waren, stoppte Leela vor einer weißen Tür, öffnete diese mit einem Schlüssel und hielt sie Novalee auf. Die Ältere nickte der Heilerin dankend zu, dann trat sie an dieser vorbei in den Raum hinein, während Leela ihr folgte und die Tür hinter ihnen schloss. „Irgendwelche Krankheiten oder Beschwerden, die ich wissen sollte?“ Novalee schüttelte den Kopf. „Ehemalige Verletzungen? Brüche? Prellungen? Verstauchungen?“ „Ich habe mir die linke Schulter ausgekugelt und einen Kreuzbandriss im linken Knie zugezogen als ich vierzehn war … Zählt das?“ „Wie wurde es geheilt?“ „Madame Pomfrey hat das gemacht.“, antwortete Novalee, „Irgendwelche Mittel, die ich trinken musste und Magie. Seitdem habe ich mich nie wieder an Quidditch versucht.“ „Ich erinnere mich an den Vorfall.“, meinte Leela mit einem amüsierten Grinsen, während sie Novalees linke Schulter abtastete, „Sieben Ravenclaws, die sich auf den Ländereien ein Quidditchtraining liefern und Bälle verzaubert haben, wobei ein Zauber schiefgegangen ist.“ „Jack hat den Zauber daraufhin nie wieder benutzt.“, erklärte Novalee mit einem leichten Lächeln im Gesicht, „Erst trifft mich der verzauberte Klatscher, dann explodiert der Quaffel in meinen Händen und anschließend verliere ich, dank der Wetterbedingungen, die Kontrolle über den Besen und stürze ab – Die anderen mussten es mit ansehen, weil sie nicht schnell genug an mich herankamen.“ „Da kann man wohl sagen, der Schutzengel war definitiv im Dienst.“, stellte Leela fest und Novalee zuckte mit der Schulter: „Es sah schlimmer aus, als es im Grunde war.“ Leela, die nun Novalees Schulter fertig abgetastet und auch das Knie begutachtet hatte, ließ Novalee einige Bewegungen machen. Diese ließ all das wortlos über sich ergehen und auch als die junge Frau ihr mit dem entsprechenden Instrument in die Ohren blickte und schließlich Novalee aufforderte, sich der Bluse zu entledigen, gehorchte die Brünette. Während Leela Novalee beim Aufknöpfen der Bluse beobachtete, fragte Novalee: „Also … Wie lange läuft das zwischen euch beiden schon?“ Nun nahm die Heilerin den Blick von der Brünetten, die ein Lächeln auf den Lippen der Jüngeren sehen konnte. „Nun … “ Nur zögernd kamen die Worte über die Lippen Leelas. „ … ungefähr anderthalb Monate … vielleicht?“ „Du weißt es nicht genau?“, hakte Novalee nach und öffnete den letzten Knopf, „Dabei wissen doch wir Frauen meist die Daten.“ „Wir sind nicht richtig … Das ist nicht … “ „Ich verstehe schon.“, half Novalee ihr aus und zog die Bluse nun vollständig aus. Die weiteren Untersuchungen ließ Novalee weiterhin ohne Widerspruch über sich ergehen, doch als Leela ihr linkes Handgelenk packte, befreite Novalee es ruckartig aus dem lockeren Griff der jungen Heilerin. Diese hob skeptisch eine Augenbraue, griff sofort wieder nach dem Handgelenk und war noch erstaunter, als Novalee die Hand fast sofort wieder zurückzog und schließlich mit der rechten Hand das Handgelenk umfasste. „Was ist los?“, wollte Leela wissen und sah Novalee, noch immer eine Augenbraue fragend gehoben, erstaunt an. „Nichts.“ „Dass das nicht stimmt, sieht selbst ein Blinder.“, widersprach Leela, „Also … zeig her.“ Novalee seufzte, ließ das Handgelenk los und streckte es Leela entgegen, wobei sie sich auf die Unterlippe biss und den Blick zu der Jüngeren vermied, die das Handgelenk nun ein wenig fester packte und es abtastete, wobei sie mit den Fingern vorsichtig darüber strich. Erst als diese Berührung auf der Innenseite des Handgelenkes zum Stoppen kam, hob Novalee den Blick leicht und musste feststellen, dass Leela sie bereits aus ihren dunklen Augen heraus anblickte. Die Finger deren Hand ruhten noch immer auf dem Handgelenk, allerdings genau auf etwas, was nach einer Tätowierung aussah. „Das ist noch recht frisch.“, meinte Leela fast schon fachmännisch, „Wann haben Sie das machen lassen?“ „Vor ungefähr drei Wochen.“ „Shane hat nie erwähnt, dass Sie der Typ für so etwas sind.“ „Shane hat nie erwähnt, dass er eine Freundin hat.“, konterte Novalee. „Es ähnelt stark … Ist das … ?“ Leela, die wieder auf das Tattoo geguckt hatte, hob erneut den Blick. „Zwei Dinge. Erstens: Wenn ich einer wäre, würde ich das hier nicht so preisgeben. Zweitens: Ich soll mich den Mördern meiner Schwester angeschlossen haben?“, beantwortete Novalee die stumme Frage, „Die haben es übrigens weiter oben und wesentlich größer.“ Ein skeptischer Blick, dann: „Und woher wissen Sie das?“ „Ich habe die erste Herrschaft dieser Gruppe bereits miterlebt und auch deren Fall. Selbst die Kinder der jetzigen Generation wissen darüber Bescheid.“ „Die Untersuchungen sind soweit beendet.“, meinte Leela schließlich, vermied aber den Blick auf Novalee, die sich nun ihre Bluse wieder anzog und zuknöpfte, „Das Ergebnis lasse ich Ihnen dann zukommen.“ „Keine schnelle Vermutung?“ „Gerade Sie, als ehemalige Ravenclaw, sollten wissen, dass sich das in solchen Angelegenheiten nicht gehört.“, wies Leela Novalees Nachfrage ab. „Wann kann ich die Ergebnisse erwarten?“ „Heute Abend. Spätestens morgen gegen zehn. Wenn die verdammte Posteule mal das tut, wofür sie angeschafft worden ist.“, antwortete Leela und seufzte, „Irgendwie finde ich die Postboten der Muggel immer noch effizienter … “ „Ich schließe daraus, dass du von Muggeln abstammst?“, erkundigte Novalee sich interessiert. „Ja.“, bestätigte Leela, nickte und öffnete die Tür des Untersuchungszimmers wieder, „So unwissend sie bezüglich der Magie sind, so gut haben sie sich mit ihrem Leben arrangiert. Es ist bewundernswert, wenn man beiderlei Seiten kennt.“ „Ich weiß. Meine Wohnung befindet sich in einem Viertel voller Muggel, im Haus wohnen auch fast nur welche. Im Grunde sieht meine Wohnung sogar aus wie die eines Muggels.“, erzählte Novalee schmunzelnd, „Manchmal macht es auch einfach nur Spaß, die Dinge im Haushalt als Muggel zu verrichten und nicht für jede noch so kleine Sache den Zauberstab zu schwingen.“ Mit einem zustimmenden Nicken und einem leichten Lachen verließen die beiden Frauen das Behandlungszimmer. Für Novalee war damit der erste Schritt in Richtung Lehramt in Hogwarts getan.
Aaliyah Coleman Gryffindor | 7.Klasse
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Charakter der Figur Blutsstatus: Stolze Halbblüterin Beziehungsstatus: Solo Inventar:
Thema: CHAPTER II - CAUGHT BY THE LIGHT. So 28 Okt 2012 - 19:23
CHAPTER II - CAUGHT BY THE LIGHT.
Nach der Untersuchung im St. Mungos hatte Novalee einen Abstecher in die Winkelgasse unternommen. Allzu sehr hatte sich diese in der vergangenen Zeit nicht verändert, weshalb die junge Frau recht schnell ihre Geschäfte hatte erledigen können. Bücher, Zutaten für Zaubertränke und ein paar Sachen aus der Apotheke waren alles, was sie einkaufte. Anschließend machte sie Halt in Madame Malkins – Anzüge für alle Gelegenheiten und suchte sich ein paar neue Umhänge aus. Novalee hatte bislang Zauberumhänge lediglich getragen, wenn es ein Muss war, doch sie befürchtete, dass sie in Hogwarts tagein und tagaus solche würde tragen müssen und da ihre bisherigen allesamt ein wenig zu kurz geraten waren oder Löcher aufwiesen, war Not am Umhang. Madame Malkins erwies sich als äußerst gesprächig, beriet Novalee äußerst ausführlich und konnte sie letzten Endes zu einer Garnitur schwarzer Umhänge und einem leuchtend roten Umhang überreden, der sie zwar recht blass aussehen ließ, aber ihre grau-blauen Augen deutlich hervorhob. Nachdem Novalee alle Besorgungen erledigt hatte, machte sie sich auf den Weg zurück in ihre Wohnung nach Leeds. Dafür apparierte sie ein weiteres Mal und als sie schließlich mit all den Sachen vor der Haustür stand, fühlte sie sich so gut wie lange nicht mehr. Ihr Bruder hatte eine Freundin gefunden, Hogwarts hatte sie eingestellt und die Untersuchung schien gut gelaufen zu sein und darüber hinaus hatte sie eine ganze Menge eingekauft. Das Herz jeder Frau wäre bei letzterem erfreut gewesen und so auch bei der Zweiundzwanzigjährigen.
Als der Abend hereinbrach, waren die Umhänge in den Kleiderschrank gehangen und die Zutaten für Zaubertränke gut weggeräumt worden. Die Medizin aus der Apotheke befand sich in dem kleinen Schrank im Badezimmer und ihre Schneeeule Ion hockte auf der Fensterbank im Wohnzimmer vor dem offenen Fenster und verspeiste genüsslich seinen Eulenkeks. In den Regalen des Wohnzimmers befanden sich nun zwischen all den anderen Büchern die neuen und mit einem hatte es sich die Britin auf dem Sofa im Schneidersitz bequem gemacht. Das dicke Buch ruhte auf ihren Beinen, der linke Arm war auf ihr linkes Knie gestellt und der Kopf auf die zur Faust geballte Hand gestützt worden. Ihre langen braunen Haare hingen ihr in die Stirn herein und wurden immer und immer wieder unwirsch zur Seite gestrichen von der linken Hand der jungen Frau. Leise und ruhige Musik drang aus den Lautsprechern ihrer Musikanlage, die einige Zauberer wohl mit Argwohn gemustert und einige Muggel mit Staunen bewundert hätten, doch Novalee nahm sie nicht einmal wahr. Sie war viel eher als Hintergrundgeräusch gedacht worden und konnte die Sirenen und Autos der Stadt außerhalb der Fenster ohnehin nicht ganz übertönen. So auch nicht die Türklingel, die in eben jenem Moment ging. „Novalee!“ Der Ruf einer Frauenstimme drang durch die geschlossene Wohnungstür hindurch zu Novalee, die noch immer im Wohnzimmer hockte. „Ich weiß, dass du da bist! Mach auf!“ Ohne sich großartig zu bewegen, mit Ausnahme des Umblättern, rief Novalee zurück: „Du hast einen Schlüssel, Payton!“ Kurz darauf war zu vernehmen, wie das Schloss der Wohnungstür umgedreht wurde, dann hörte man das typische Klicken und schließlich höre man das leise Knarren der Tür, die über den Boden glitt. Schritte ertönten, die Tür fiel wieder ins Schloss und die Schritte kamen näher. „Also ehrlich … “, meinte Payton seufzend, während sie sich in Richtung Wohnzimmer begab, „Kein Buch der Welt kann doch so spannend sein, dass du mir nicht einmal die Tür aufmachst.“ „Du hast einen Schlüssel zu meiner Wohnung, Payton.“, erinnerte Novalee sie an ihre vorherige Aussage und die Tatsache, dass eben jene den Schlüssel wenige Momente zuvor benutzt hatte, „Wozu muss ich mir also die Mühe machen?“ Payton trat an dem Sofa vorbei zur Fensterbank, auf der die Schneeeule noch immer hockte, hielt dem kleinen Kerl ihre Hand hin und strich ihm anschließend sanft über das Gefieder, wobei sie ihre Freundin nicht aus den Augen ließ, die nun ihr Buch zuklappte. Das laute Geräusch ließ Ion entrüstet mit den Flügeln schlagen und einen Protestschrei von sich geben, ehe er sich umdrehte und aus dem Fenster sprang, um schließlich mit den Flügeln zu schlagen und davon zu fliegen. Novalee legte das Buch unbeeindruckt auf die Couch neben sich. „Gestern warst du noch niedergeschlagen und völlig aufgelöst, heute bist du die Ruhe selbst.“, stellte Payton fest und verschränkte die Arme vor dem Körper, „Irgendwie verstehe ich dich nicht mehr.“ „Ich darf in Hogwarts unterrichten.“, berichtete Novalee der Blondine, „Und Shane hat eine neue Freundin.“ „Ah, da liegt also der Grund dafür.“ Payton grinste breit und ließ sich auf den Sessel fallen, der recht nahe beim Fenster stand. „Dumbledore ist ein großartiger Mann. Gutes Gespür für sein Lehrpersonal.“ „Ich hatte mich beworben.“, erinnerte Novalee ihre Freundin, „Und er meinte doch, ich sollte erst eine Weile reisen und Erfahrungen sammeln.“ „Ja, da klingelt was.“, meinte Payton, doch noch immer grinste sie, „Und der Kleine hat also eine Neue?“ „Du kennst sie. Leela Singh.“, berichtete Novalee ihr, „Dunkles Haar, braune Augen. Eigentlich recht niedlich. Muggelstämmige und laut Shane ehemalige Hufflepuff.“ „Du hast Recht, ich kenne die Gute.“, bestätigte Payton und streckte sich, „Immerhin arbeiten wir im selben Krankenhaus. Erklärt allerdings auch, warum Shane regelmäßig bei uns auftaucht. Dachte schon, dass der Kleine vielleicht irgendeine besondere Verletzung im Laufe seiner Karriere erlitten hat oder so.“ „Wieso hattest du mir davon nichts erzählt?“ „Dir ist schon bewusst, dass du untergetaucht und gestern nicht in der Stimmung für so etwas warst, oder?“, erkundigte Payton sich und überschlug die Beine. Novalee nickte leicht, sagte dazu allerdings nichts weiter und biss sich stattdessen auf die Unterlippe. „Wann geht es nach Hogwarts?“, wollte Payton wissen. Novalee antwortete: „Heute Abend oder morgen gegen zehn werde ich die Ergebnisse der Untersuchung erfahren.“ „Das heißt, Hogwarts wird sie dann auch direkt erfahren.“, meinte die Blondine, „Dann musst du ja nur noch auf eine Reaktion seitens der Schulleitung warten, oder?“ Novalee nickte leicht, fuhr sich mit der Hand durch die Haare und lehnte sich dann zurück. Die beiden jungen Frauen unterhielten sich noch eine Weile, dann verkündete Payton, dass sie ins Bett müsse, da sie am nächsten Morgen eine wichtige Operation anstehen hatte. Novalee wünschte der Blondine eine gute Nacht, dann verschwand auch sie in ihr Schlafzimmer und versuchte Schlaf zu finden.
Am nächsten Morgen erhielt Novalee die Ergebnisse der Untersuchung. Der Uhu, der den schweren Brief gebracht hatte, ließ sich nur kurz ein wenig Wasser und einen Eulenkeks geben, dann spannte er die Flügel und verschwand wieder in den Lüften über Leeds. Mit zitternden Händen hielt sie den Brief fest, dann griff sie nach dem Brieföffner auf ihrem Wohnzimmertisch und öffnete den Umschlag. Die grau-blauen Augen überflogen den Inhalt auf den Pergamentblättern, die Körperhaltung war angespannt. Dann, ganz plötzlich, sprang die Zweiundzwanzigjährige auf und reckte die Hand in die Luft. Ion, der den Uhu zuvor skeptisch gemustert hatte bis dieser schließlich davongeflogen war, gab ein protestierendes Geräusch von sich und schlug mit den Flügeln. Ganz einverstanden war er mit Novalees Freude nicht; ihm war sie eindeutig zu laut. „Ach komm schon.“, meinte Novalee amüsiert grinsend, „Weißt du, was dieser Brief für mich bedeutet, Ion? Ich darf unterrichten! Und du darfst die Schuleulen unterhalten. So ganz nebenbei erwähnt.“ Die Schneeeule hörte mit dem Schlagen der Flügel auf, doch verstummen tat sie nicht. Ihr durchdringender Blick ruhte weiterhin auf der jungen Frau, die nun zu ihm Schritt und ihm mit der Hand sanft über das Gefieder auf seinem Kopf fuhr. „Zur Feier des Tages werde ich uns beiden etwas ganz Besonderes zum Mittagessen holen.“, versprach sie ihrem kleinen Freund auf der Fensterbank, „Also entschuldige mich jetzt.“ Mit fast schon federnden Schritten durchquerte Novalee ihr Wohnzimmer. Im Flur zog sie sich in Windeseile ihre Schuhe an, dann nahm sie ihren Haustürschlüssel vom Schlüsselbrett und verließ die Wohnung. Während sie die Treppen hinab ins Erdgeschoss immer schneller nahm und am Ende sogar die letzten drei übersprang, war ihr Tempo auf der Straße eher gemächlich.
Novalee verließ gerade den Supermarkt und ging durch die Straßen Leeds' in Richtung ihrer Wohnung, als sie hinter sich Schritte vernahm. An sich nichts Ungewöhnliches, da einige Menschen unterwegs waren, doch sobald Novalee beschleunigte, wurden auch die Schritte schneller. Unruhig geworden und ein ungutes Gefühl verspürend, nahm Novalee einen Umweg nach dem anderen, bis sie schließlich nahe ihrer Wohnung in einer Seitengasse entlangging. Die Schritte hinter ihr wurden schneller, jemand passierte sie und blieb anschließend vor ihr stehen. „Könnte ich mal vorbei?“ Novalee versuchte ihre Stimme möglichst ruhig zu halten und wollte an der Person vorbei, doch diese machte, als Novalee an ihr vorbeigehen wollte, einen Schritt zur Seite und stand wieder genau vor ihr. „Bitte?“ Das Wort kam ein wenig gereizter über die Lippen der jungen Frau, doch ihr Gegenüber bewegte sich keinen Zentimeter zur Seite. Nun musterte Novalee die Person: Eine zierliche Asiatin, deren Augen rehbraun waren und keinerlei Emotionen verrieten, ebenso wenig wie der Ausdruck im Gesicht der Frau. Die langen hellbraunen Haare hatten einen schwarz-braunen Unterton und fielen ihr glatt über den Rücken, ebenso fiel ihr der Pony ins Gesicht, doch er endete knapp über den Augen. Die Fingernägel waren recht lang und lackiert, doch die Kleidung der jungen Frau bestand auf einem schwarzen Umhang, dessen Kapuze sie abgesetzt hatte, einer schwarzen hautengen Jeans und schwarzen Schuhen. „Das ist also die berühmte Novalee Hennessy.“ Der Unterton in der Stimme der Asiatin jagte Novalee kalte Schauer den Rücken hinab. Die Stimme an sich hatte etwas Melodisches in sich und hätte Novalee sich wohl fühlen lassen können, doch durch den schneidenden und eiskalten Unterton war dieses gewisse Extra gebrochen worden. „Keine Ahnung, was er so an dir findet, dass du noch am Leben bist.“ Noch immer schwieg Novalee und überließ die Asiatin ihres Monologes, doch sie ahnte dennoch schon, wer ihr Gegenüber war. Den Namen wusste sie zwar nicht und der Frau begegnet war sie auch noch nie, doch der Unterton in der Stimme, das Auftreten ihrerseits und die Worte, sie sie aussprach, sprachen deutlich für Novalees Vermutung. „Scheinst ja wieder Normalität ins Leben eintreten zu lassen.“ Es fiel Novalee immer schwerer, bloß zu schweigen, doch sie ahnte, dass es besser war, nicht auf die verbalen Sticheleien der Asiatin einzugehen. Wenn sie sich eine Blöße gab, würde die Asiatin ihre Sticheleien mit Sicherheit steigern. „Und du scheinst ziemlich gut gelaunt zu sein.“, stellte die Asiatin fest und trat ein paar Schritte auf Novalee zu, packte deren Kinn mit Zeigefinger und Daumen und drückte so zu, dass es schmerzte, „Und dass, obwohl deine ach so tolle Schwester ihr Leben geben durfte.“ Das war zu viel für Novalee. Mit einer ruckartigen Bewegung konnte sie ihr Kinn aus dem Griff der Frau lösen und mit einem eisigen Blick drehte sie den Kopf weg. Sie konnte und wollte den Anblick der Asiatin nicht mehr ertragen und wollte ihr am liebsten irgendetwas antun. Die Hand, die nicht die Einkaufstüte festhielt, ballte Novalee zu einer Faust, um irgendwo die Anspannung gänzlich zu sammeln und sich wenigstens noch etwas im Griff zu haben. „Ah … Da scheine ich einen wunden Punkt getroffen zu ha-“ „Halt den Mund.“ Novalee sprach leise, aber eisig. Ihr Ton hätte Wasser gefrieren lassen können, doch die Asiatin überging es und sprach einfach weiter: „-ben. Vermisst du denn die Göre so se-“ „Ich sagte, du sollst den Mund halten!“ Nun etwas lauter und die Zweiundzwanzigjährige richtete ihre grau-blauen Augen auf ihr Gegenüber. „Halt den Mund und sei endlich still.“ „Nun, Novalee.“ Die Asiatin schien Novalees Reaktion lediglich zu amüsieren. „Nur damit du Bescheid weißt … “ Während sie sprach, schob sie den schwarzen Ärmel ihres linken Armes ein Stück weit hoch und entblößte ein Tattoo mit einer Schlange und einem Totenkopf. Novalee hielt den Atem an und wendete den Blick wieder ab. „Man hat mich geschickt. Ich soll dich daran erinnern, dass wir Bescheid wissen und dich im Auge behalten.“ Novalee schwieg, während ihr Gegenüber schweigend den Ärmel wieder herunterließ und damit ihr Tattoo verbarg. Nun wusste sie, dass sie Recht gehabt hatte mit ihrer Vermutung, auch wenn sie gehofft hatte, dass sie sich als falsch erweisen würde. „So ungern ich das tue … Ich bin für dich wohl das, was man einen Tutor nennt.“, sagte die Asiatin und wendete sich ab, „Auch wenn du mich nicht bemerkst; ich behalte dich im Auge, Novalee. Tue nichts, was mir nicht letzten Endes Grund gibt, dir zu schaden.“ Und damit setzte sie sich in Bewegung und ließ Novalee allein in der Gasse zurück. Einige Minuten lang blieb Novalee schweigend und bewegungslos an Ort und Stelle stehen. Ihr Atem ging schwer, fast als sei sie soeben ein Wettrennen gelaufen, und sie zitterte am ganzen Körper. Tränen sammelten sich in ihren Augen, doch sie versuchte diese zu verdrängen. Die Zeit kam ihr wie eine Ewigkeit vor, doch dann setzte sie sich schließlich in Bewegung und rannte zu dem Haus, in dem ihre Wohnung lag.
Die Schuhe Novalees lagen mitten im Flur, der Mantel lag achtlos nur knapp einen Meter davon entfernt ebenfalls auf dem Boden. Der Einkauf, den sie getätigt hatte, lehnte am Türrahmen zum Wohnzimmer, war allerdings mittlerweile umgekippt. In der Wohnung war alles dunkel und still, mit Ausnahme Ions, der leise mit dem Schnabel klapperte und Geräuschen, die dem Schluchzen ähnelten. Payton schloss die Wohnungstür auf und betrat den dunklen Flur. Mit einem Seufzen betätigte sie den Lichtschalter und war einen Moment lang vom hellen Licht der Deckenleuchte geblendet, doch dann hatten sich ihre Augen an die Helligkeit gewöhnt und sie erblickte das Chaos im Flur. „Novalee? Nova, bist du da?“ Es kam keine Antwort und so setzte Payton ihren Weg fort. Sie betrat das Wohnzimmer, welches leer war – mit Ausnahme von Ion auf der Fensterbank. Mit leisen Schritten durchquerte die Blondine den Raum, hielt der Schneeeule die Hand hin und fragte leise: „Na, Kleiner? Wo hast du denn Novalee gelassen?“ Ion reagierte nicht, abgesehen davon, dass er ihre Hand mit dem Schnabel anstupste. Sanft fuhr sie ihm über das flauschige Gefieder, dann ließ sie wieder von ihm ab und machte sich auf die Suche nach ihrer Freundin. Nachdem sie in der Küche nachgesehen hatte, vernahm Payton das leise Schluchzen. Irritiert hielt sie inne, dann lauschte sie angestrengt. Als sie es noch einmal vernahm, wusste sie, wo sie zu suchen hatte und so begab sie sich zum Schlafzimmer der Jüngeren, wo sie diese auf dem Bett liegend, den Kopf im Kissen vergraben und auf dem Bauch liegend, vorfand. „Novalee … “ Payton trat an das Bett ihrer Freundin heran, dann ließ sie sich neben ihr nieder und fuhr ihr sanft mit der Hand über den Rücken. Novalee reagierte nicht. „Hey … Was ist los?“, versuchte Payton den Grund für das Verhalten herauszufinden und vorsichtig strich sie ihr die brünetten Haare aus dem Gesicht, doch Novalee antwortete nicht. „Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich deine Stimmungsschwankungen auf die Hormone zurückführen, aber die Wechseljahre kann ich bei dir ausschließen und von einer Schwangerschaft weiß ich bei dir auch nichts. Also … Was ist los?“ Ganz langsam schüttelte Novalee den Kopf. „Hör mal: Ich werde nicht eher weggehen, bevor du mir nicht gesagt hast, was los ist.“, verkündete Payton mit ernster Stimme, „Ich kann dich doch nicht in dem Zustand hier alleine lassen.“ „Payton … “, murmelte Novalee leise, „Bitte … geh.“ „Nein.“, blieb Payton standhaft, „Ich gehe nicht eher, als dass du dich beruhigt und mir erzählt hast, was eigentlich los ist.“ Daraufhin sagte Novalee nichts mehr. „Ich bezweifle, dass es mit Hogwarts zu tun hat. Die Befunde waren allesamt in Ordnung, so dass Hogwarts dich angenommen haben sollte. Du hast zwar die Empfehlung, dich stets von jemanden auf Psyche und Gesundheit testen zu lassen, aber das ist doch eine Kleinigkeit für dich, da das nur eine Sicherheitsmaßnahme wegen Alices Tod ist … “, sagte Payton nachdenklich und fuhr der Jüngeren noch immer beruhigend mit der Hand über den Rücken, „Ihr Tod wird dich nicht plötzlich auf dem Heimweg vom Einkaufen übermannt haben, also fällt das auch weg. Also … ?“ Fast schon abrupt setzte Novalee sich auf. Sie zog den Ärmel ihres dünnen Pullovers hoch und hielt der Älteren ihr linkes Handgelenk hin. Skeptisch wanderte der Blick der Blondine von Novalees Gesicht dorthin. „Seit wann hast du die Tätowierung?“ Novalee riss den Ärmel wieder nach unten, wandte den Blick ab. „Seit ungefähr drei Wochen.“ „War das eine Kurzschlussreaktion?“, wollte Payton besorgt von ihr wissen. Novalee schüttelte den Kopf. „Novalee. Was hat es mit der Tätowierung auf sich?“ „Ich bin Schuld an allem.“, sagte Novalee bloß. „Woran bist du Schuld?“, hakte Payton nach, „Alices Tod, oder was?“ „Unter anderem.“, kam die Antwort kühler als es eigentlich bei ihr üblich war. „Wenn du mir nicht sagst, was du meinst, kann ich dir nicht helfen.“ „Mir ist nicht mehr zu helfen.“ „Sag nicht so etwas, Novalee.“, bat die Heilerin sie. „Würdest du jemandem helfen, der seine eigene Schwester auf dem Gewissen hat?!“ Die Stille, die im Schlafzimmer eintrat, war bedrückend. Paytons grüne Augen ruhten auf der Jüngeren und zeigten deutlich deren Verwirrung und Besorgnis. Novalee hatte den Blick abgewendet und blickte zum Fenster, durch das schwach das Licht ins Zimmer drang. Keine der beiden sprach und schließlich erhob Novalee sich und verließ das Schlafzimmer. Payton folgte ihr, doch da stand Novalee bereits an der Wohnungstür und hatte diese geöffnet. „Geh.“, bat Novalee Payton mit brüchiger Stimme, die deutlich zeigte, dass sie diese nicht mehr lange unter Kontrolle haben würde, „Bitte geh, Payton.“ „Nova-“ „Geh!“ Es war keine Bitte mehr, sondern eine deutliche Aufforderung. Seufzend nickte Payton, dann setzte sie sich in Bewegung und verließ die Wohnung. Ohne sich zu verabschieden, schloss Novalee die Tür hinter ihrer Freundin, dann sackte sie weinend zu Boden und blieb dort vor der Tür in ihrem Flur sitzen – weinend, zitternd und die Tränen nicht stoppen könnend.
Am darauffolgenden Tag verließ Novalee ihre Wohnung nicht und auch Payton versuchte nicht irgendwie mit ihr in Kontakt zu treten. Das Telefon läutete einige Male, doch nie nahm Novalee ab, die sich mit Hausarbeit und Lesen abzulenken versuchte, doch die meiste Zeit hockte sie mit angezogenen Beinen auf ihrem Sofa und umklammerte eines der Kissen. Ihre Eule hatte sie morgens nach draußen gelassen und Ion war erst bei Einbruch der Dämmerung zurückgekehrt. Ins Bett war Novalee recht früh gegangen, doch Schlaf hatte sie nur schlecht gefunden. Am Donnerstag, einen Tag darauf, schien Novalee sich soweit wieder gefangen zu haben, denn sie hockte nicht mehr stumm und bewegungslos auf ihrem Sofa, sondern hatte Musik angestellt und dabei das Wohnzimmer geputzt und neu dekoriert. Die ersten paar Male, die das Telefon läutete, ignorierte sie, doch dann überredete sie sich schließlich dazu, die Anrufe zu beantworten. Und jeder einzelne erinnerte sie daran, dass sie diesen Tag feiern sollte. Außerdem kamen einige Eulen mit Päckchen und Briefen, die sie allesamt erst einmal auf ihrem Couchtisch stapelte. Am späten Nachmittag klopfte es an ihrer Wohnungstür. Novalee hatte mittlerweile das Wohnzimmer fertig und auch die Küche und ihr Schlafzimmer schienen zu glänzen. Sie schritt zur Tür und öffnete diese, um Payton gegenüberzustehen, die sie zunächst prüfend musterte und ihr dann um den Hals fiel. „Alles Gute zum Geburtstag.“, wünschte sie ihr, „Es ist nicht viel … Aber das ist für dich.“ Payton löste sich von Novalee und holte ein kleines Päckchen hervor, welches in einem dunkelblauen Papier eingewickelt und mit einer silbernen Schleife versehen war. Die Jüngere beäugte das Geschenk erstaunt, dann umarmte sie Payton dankbar und schaffte es sogar, ein glückliches Lächeln aufzusetzen. „Und ich dachte mir, wir gehen heute Abend mal wieder in unseren Pub. So ganz zur Feier des Tages.“, verkündete Payton, „Die Rechnung übernehme ich.“ „Aber Pay-“ „Kein aber. Du hast Geburtstag, also bezahlst du nichts.“, wehrte Payton ab, „Und ganz nebenbei können wir Ausschau nach ein paar Kerlen halten. Was meinst du?“ Novalee ließ sich die Idee durch den Kopf gehen. Es tat ihr sicherlich gut, wenn sie nach draußen kam, also nickte sie. „Gut.“, meinte Payton mit einem breiten Lächeln, „Dann lass uns dich mal ein wenig herrichten.“
Wenig später hockten die beiden jungen Frauen auf ihrem Stammplatz im Pub und nippten an ihren Getränken. Im Pub herrschte eine gute Stimmung und die Atmosphäre war dadurch angenehm. Auf einer kleinen Bühne standen ein paar Männer und spielten Musik, die an irische Folklore erinnerte, das Licht war gedämmt und es herrschte ein reges Treiben in dem kleinen Raum. Novalee erzählte Payton von den verschiedenen Anrufen und von den Testergebnissen, die Payton allerdings bereits wusste, immerhin war auch sie Heilerin im St. Mungos. Payton hörte dennoch aufmerksam zu und berichtete von ihrem Arbeitstag, der mit einer Notoperation begonnen und mit einem Feuer spuckenden Kind geendet hatte. Wie es zu letzterem gekommen war, ließ beide in Lachen ausbrechen und Novalee schwor sich, dass sie den Schülern in Hogwarts deutlich machen würde, wie gefährlich solche Zauber waren. Als die beiden Frauen ihren dritten Drink bestellt hatten, trat jemand an ihren Tisch. Novalee vernahm die Bewegung aus den Augenwinkeln und hielt mitten im Satz inne, während Payton sie zunächst verwundert anblickte und dann zu der Person sah. Ein Seufzen entwich ihr. Grau-blaue Augen trafen auf ein Paar braune. Ein muskulöser Körperbau zeichnete sich unter dem Hemd ab, dessen Ärmel bis zu den Ellenbogen hochgekrempelt waren, und ein fröhliches Lächeln lag auf den Lippen des Neuankömmlings. Die schwarzen Haare sahen ungezähmt aus und doch wirkte das Erscheinungsbild gepflegt. „Hallo Payton.“ Eine ruhige und angenehm klingende Stimme gehörte zu der Person. „Und guten Abend Novalee.“ „Hallo, Jack.“, begrüßte Payton den Mann, während Novalee lediglich den Namen aussprach und dann ihr Getränk anstarrte, um ihn nicht anschauen zu müssen. „Du solltest dich doch bei mir melden, sobald du zurück bist.“, sagte Jack vorwurfsvoll. „Das ist meine Schuld.“, warf Payton ein, „Als sie am Sonntag eintraf, war es spät und dann kam ich durch die Arbeit darüber hinweg, es ihr mitzuteilen.“ „Schon gut; sie ist ja jetzt hier.“, wehrte Jack Paytons Verteidigung ab, „Oder verschwindest du sofort wieder spurlos?“ Novalee reagierte nicht, sondern blickte weiterhin ihr Glas an, an dass sie mit dem Fingernagel ihres rechten Zeigefingers immer wieder leise tippte. Sie versuchte Jacks Anwesenheit auszublenden und sich auf die Musik im Hintergrund zu konzentrieren, was ihr gar nicht mal so leicht fiel. „Für Beileidsbekennungen ist es sicherlich zu spät.“, meinte Jack und nahm unaufgefordert neben Payton Platz, „Wollt ihr noch etwas trinken? Die Runde geht auf mich.“ Payton blickte von Jack zu Novalee und wieder zurück. „Wir haben gerade neue bekommen.“, lehnte sie das Angebot ab, „Aber hör mal … Was genau möchtest du von uns?“ „Na ja, mit alten Freunden in den guten alten Zeiten schwelgen?“, vermutete Jack und ließ sein tiefes Lachen erklingen, „Darf ich das neuerdings nicht mehr?“ „Du bist ziemlich unpassend hier aufgetaucht, Jack.“, erklärte Payton, „Und es wäre das beste, wenn du wieder zu deinem Platz mit deinen Kumpeln zurückkehrst.“ Jack sah sie ungläubig an. „Bitte.“, fügte Payton fast lautlos hinzu und mit einem lauten Seufzen erhob der Mann sich. „Hör mal, Nova … “ Jack wendete sich Novalee zu, die nun endlich doch den Blick hob und ihn anblickte. „Wenn du denkst, dass es der richtige Zeitpunkt ist, melde dich bei mir.“, bat Jack die Brünette, „Ich bin noch eine Weile in Leeds, bevor ich weiterziehen muss.“ Novalee nickte leicht. „Ach … und noch etwas.“ Jack hielt in der Bewegung inne; er hatte gerade davongehen wollen. „Alles Gute zum Geburtstag, Kleine.“ Novalee blickte dem Älteren mit gemischten Gefühlen nach, während Paytons grüne Augen auf ihr ruhten und sie auf eine Reaktion seitens Novalee zu warten schien. „Das hätte ich schon selbst geregelt.“, verkündete Novalee leise, als sie ihre Freundin wieder ansah. Noch einmal tippte sie mit dem Fingernagel ihres echten Zeigefingers gegen das kühle Glas ihres Getränkes. „Sicher.“, stimmte Payton sarkastisch zu, „Du hättest ihn in Grund und Boden geschwiegen.“ Novalee rollte mit den Augen und seufzte. „Aber trotzdem danke.“ „Ach was.“, wehrte Payton grinsend ab, „Dafür sind Freunde doch da.“ „Jack ist auch ein Freu-“, wollte Novalee zu bedenken geben, doch Payton unterbrach sie: „Trink deine Cola-Rum und vergiss den Mann doch einfach für diesen einen Abend. Hier sind genügend andere, an denen du dich sattsehen kannst.“