--> Die Wiesen
Felicitas trat in den Gemeinschaftsraum. Ihre Kette verbarg sie zwischen ihren Brüsten, die feingliedrige Silberschnur lag kalt an ihrer Haut und verschwand in ihrem Ausschnitt. Die vertraute Umgebung erfasste sie und ihre Sorgen waren vergessen. Hier fühlte sie sich wohl, hier war alles gut. Niemand konnte ihr etwas anhaben und so ließ sie sich in einen nahen Sessel fallen. Felicitas schloss die Augen und für einen Moment ließ sie alles sacken. Heute würde sie alle ihre Vorsätze über Board werfen. Heute würde sie alle Verhaltensregeln brechen und ihre Beherrschung vergessen. Nur heute würde sie all das tun, was verboten war. Ab morgen würde sie dagegen arbeiten, sich gehen zu lassen. Schließlich sollte Leah nicht all das zerstören, was sie so mühevoll aufgebaut hatte. Sie war geoutet, das war ein Fehler, aber sie hatte es so gewollt, zurückrudern ging nicht mehr. Und es tat gut. Sie konnte offen für alles sein. Felicitas schnaubte. ‚Offen für alles‘, das klang wie der Spruch eines billigen Flittchens. Zwar sehnte sie sich nach etwas… Liebe eben, da sie gerade erst in den Genuss gekommen war und jetzt war ihr dieser Genuss genommen worden. Ganz plötzlich.
Felicitas setzte sich auf. Tief durchatmend spannte sie jeden Muskel, jeden Nerv wieder an, um ihre Sinne wieder auf die Realität zu lenken. So wurde sie unruhig und stand auf. Felicitas trat zu dem Bücherregal. Die Abteilung Muggel und Schlammblüter übersprang sie. Diese Literatur war vielleicht amüsant, allerdings wenig spannend und wissenserweiternd. So nahm sie ein Buch über schwarzmagische Zaubertränke aus dem Regal, dass sie in den vier Jahren noch nicht gelesen hatte. ‚Trank des lebenden Schlafes‘ hieß es und war ein dünnes Buch, was nur fünfzehn Seiten maß. Allein das Vorwort nahm drei Seiten ein. Felicitas setzte sich wieder und schlug das Buch Seite für Seite auf. Das Vorwort las sie genau durch, es gab oftmals Aufschluss über den Autor. Es war jedoch nicht interessant. Danach widmete sie sich der Wirkung und eventuellen Nebenwirkungen. Bei Tränken solcher Art war die einzige Nebenwirkung, dass der Trank nicht mehr zu beheben war, denn die Wirkung war böse.
>> Die Wirkung dieses Trankes hält einen ganzen Monat. Das Opfer wird äußerlich in einen komatösen Zustand fallen. Innerlich bekommt es jedoch alles mit, kann sich jedoch nicht artikulieren oder äußern, es ist wie gelähmt. Der Trank sollte mit Bedacht angewendet werden, da psychische Folgeschäden auftreten können, die ein Leben lang bleiben.<<