Die Baumgruppe

-> Der verbotene Wald

Okay, eigentlich wollte Alioth in die große Halle gehen. Trotzdem. Er war zwar daran gewöhnt, beziehungsweise gewöhnte sich daran, Menschen zu foltern, aber trotzdem war es etwas neues für ihn. Er konnte nicht einfach so weiterleben, als ob nichts gewesen wäre. Es war immer eine Art... Ritual würde er sagen.
Es zog ihn zu der Baumgruppe. Sie spendete Schatten - zudem war niemand hier. Es erinnerte ihn an den verbotenen Wald. Und an Emma gerade eben. Er hatte immer noch ihre Schreie im Ohr und vor Augen, wie sie sich anfangs heftig gegen diesen Schrei gewehrt hatte. Nun hoffte Alioth, dass der Obliviate Zauber gewirkt hatte.
Sonst wäre er diesen Job als Lehrer schneller los, als ihm lieb war. Und nicht nur das. Mit der Anwendung eines unverzeihlichen Fluches hatte er sich strafbar gemacht. Er hatte keine Lust irgendwo in einem Gefängnis - womöglich sogar in Askaban zu sitzen. Lieber tat er etwas. Bewegte etwas und dafür hatte er auch die Unterstützung der Gemeinschaft.
In knapp einer Stunde war das Treffen. Er überlegte sich, nciht doch etwas zu essen und blieb unschlüssig an einen Baum gelehnt stehen. Er sah den Boden an, wie er von einem schmalen Streifen Sonne erhellt wurde.

-Einstiegspost-
Früher Nachmittag und Kensi hatte nichts zu tun. Irgendwie waren ihre Freunde wie vom Erdboden verschluckt gewesen, so dass sie auf sich allein gestellt war. Kein Problem für die Amerikanerin, doch was sollte sie nun mit sich und der Welt anfangen, die zumal irgendwie Kopf stehen zu schien? Irgendwie hatte es sie also nach draußen verschlagen und nun steuerte sie geradewegs auf die kleine Baumgruppe am See auf dem Schulgelände zu. Nur, dass dort schon jemand sah - Kensi konnte den Blondschopf erkennen, doch von der Position aus, auf der sie sich in diesem Moment befand, konnte sie nicht genau sagen, wer dort an einen Baum gelehnt stand. Je näher sie kam, desto genauer konnte sie es erkennen.
... Alioth Lestrange.
Kensi zögerte nur einen kurzen Augenblick lang. Zaubertränke war nicht ihr Problem, aber die Slytherins waren ihr meist suspekt und diese Person war darüber hinaus noch Hauslehrer eben dieses Hauses. Na ja, was sollte schon schlimmes passieren? Schulterzuckend setzte sie ihren Weg fort, bis sie neben dem jungen Lehrer stand, der zu Boden sah und irgendetwas zu betrachten schien - nur konnte Kensi nicht ausmachen, was es war.
"Guten Tag, Professor.", begrüßte sie ihn höflich, auch wenn ihr gar nicht nach solch einer Begrüßung war, aber irgendwie wollte sie nicht einfach weggehen oder schweigend dort stehen bleiben und ihn ignorieren.

Alioth hörte, dass sich knackende Schritte auf dem Untergrund näherten und schloss für einen Moment die Augen. Er war doch nicht alleine. Wäre er doch besser in sein Büro gegangen, aber dafür war es ja jetzt zu spät. Er sah den goldenen Felck an und legte einen normal aussehenden Ausdruck auf sein Gesicht, um die Grimasse zu verbergen, die er lediglich Emma offenbart hatte.
Guten Tag, Professor.
Alioth drehte sich zu dem Mädchen um. Es war Aaliyah Coleman. Sie war eine Siebtklässlerin aus Gryffindor. Zudem war sie Jägerin im Quddichtteam von Gryffindor. Sehr engagiert, diese Amerikanierin. Nur leider in die falsche Richtung, denn Alioth konnte Gryffindors nicht leiden, wie man an dem Beispiel Emma sehen konnte.
Doch es war immerhin seine Schülerin, die musste man respektieren und konnte sie nicht so fertig machen, wie Emma. Denn diese Schülerin würde zu den anderen rennen und das ganze würde sich innerhalb von Stunden herumsprechen. So musste man halt in den sauren Apfel beißen.
Zudem war Alioth gerne melancholischer. Diese Art gefiel ihm, genau so, wie es ihm gefiel der Wahnsinnige zu sein. [i]'Tear apart my second be'[/b], hatte er mal in einem Gedicht gelesen und fand es irgendwie sehr passend.
"Guten Tag, Miss Coleman. Wie kommen sie mit ihren Hausaufgaben voran?", fragte er höflich.

Kaum hatte die Brünette die Begrüßung ausgesprochen, drehte sich der Angesprochene auch um. Er reagierte nach einer kurzen Weile, die der Gryffindor kaum auffiel, ebenso höflich und erkundigte sich dann nach den Hausaufgaben. Der aufrichte Blick, den man in Kensis braunen Augen erkennen ausmachen konnte, sowie das Lächeln zeigten schon, dass sie allzu große Probleme mit diesen hatte.
"Ganz gut, Professor.", antwortete sie aufrichtig, "Ausnahmsweise mal."
Kensi hatte bislang keine guten Erfahrungen mit Zaubertränke gemacht, war aber durchaus ehrgeizig und lernfähig. Die Lehrer waren meist das Problem gewesen, so dass der Stoff ihr nicht zusagte, da ihr einfach nicht die mögliche Anleitung in der Thematik gegeben worden war. Doch ausnahmsweise die zuletzt aufgegebene Hausaufgabe in diesem Fach schien ihr einmal zuzusagen und sogar zu liegen. Sie ging wie von allein von der Hand - die Richtigkeit hatte die Siebzehnjährige allerdings nicht überprüft.
"Und was machen Sie hier allein?", erkundigte sich die Gryffindor neugierig und blickte den Hauslehrer der Slytherins ruhig an. Wenn sie jemanden so ansah, ahnte man nicht, wie viel Energie und Lebensfreude in dem Mädchen eigentlich steckte. "Während einige noch in der Großen Halle sind, meine ich."

Ganz gut, Professor. Ausnahmsweise mal.
Das Ausnahmsweise stimmte. Klar, es gab Schüler, die Gaben sich Mühe. Mehr war da auch nicht drin. Man musste für Zaubertränke Begabung und Gespür besitzen. Das konnte man nicht erlernen. Und Aaliyah war eben einer dieser Menschen, die sich Mühe gaben.
Er würde ihren Aufsatz am Montag lesen. Um zu sehen, was sie mit 'ganz gut' meinte. Darunter verstand Alioth zumeist ein 'Ich habs halb hingekriegt'. Und das war eben nicht gut, sondern höchstens ein Annehmbar wert. und das, wo Aaliyah in den UTZ's war.
Und was machen Sie hier allein? Während einige noch in der Großen Halle sind, meine ich.
Diese Frage war sehr persönlich. Klar, sie war freundlich gemeint, aber trotzdem. Mika hatte ihm ähnliche Fragen gestellt, aber sie war eben eine Slytherin gewesen. Und keine Gryffindor. Darin bestand der feine Unterschied zwischen Höflichkeit und Neugier. Trotzdem wollte er es Aaliyah nicht anlasten.
Er war schließlich neu hier und niemand wusste, wie er drauf war und was er für Unterrichtsvorstellungen hatte, ebenso, wie sein Charakter war. Zwar hatten sich, kurz nach den ersten Stunden, schon Clubs aus Mädchen gebildet, die ihm ungewöhnlich oft in den Gängen begegneten, aber sonst war er eher für sich gewesen.
"Ich wollte soeben zum Essen gehen", erwiderte er knapp. Eigentlich wollte er noch hinzufügen, dass sie der Rest nichts anginge, aber bleib dann doch bei diesem einen Satz.
"Und sie? Was machen sie hier? Sicherlich nicht mich suchen."

"Sie suchen, Sir?"
Kensi musste sich ein Auflachen förmlich verkneifen. Warum sollte sie ihren Lehrer für Zaubertränke suchen, wo dieses Fach als ihr Hassfach durchging? Es war ihr nicht entgangen, dass einige jüngere Mädchen dem jungen Lehrer nachliefen und ihm förmlich nachgeiferten, aber die siebzehnjährige Gryffindor gehörte definitiv nicht dazu.
"Ganz ehrlich? Meine Freunde sind irgendwohin verschwunden und ich hab' absolut keine Ahnung, wo ich sie suchen soll. Also verbring ich meine Zeit eben alleine an der frischen Luft." Dass er Essen wollte, nahm sie mit einem leichten Kopfnicken zur Kenntnis.
Irgendwie kam ihr, kaum hatte sie es ausgesprochen, diese Antwort ziemlich dumm vor. Freunde irgendwohin verschwunden. Klang wie im Stich gelassen. Wer wusste schon, was dieser Slytherinhauslehrer alles im Stillen dachte und in solche Worte hineininterpretierte? Na ja, Kensi konnte es nicht mehr sonderlich ändern; was ausgesprochen war, blieb ausgesprochen und Versuche einer Korrektur machten es meist noch schlimmer. Das wusste die Siebzehnjährige aus eigener Erfahrung, war sie doch häufig genug in dieses Fettnäpfchen getappt.
Was sollte sie nun zu ihm sagen? Alles weitere, was ihr durch den Kopf ging, überschritt die Lehrer-Schüler-Grenze und allein das Wissen dessen, dass er zu Slytherin gehörte, ließ es sie nicht aussprechen, weshalb die sonst nicht allzu schweigsame Gryffindor einfach neben ihrem Lehrer für Zaubertränke stehen blieb und über die Ländereien blickte. Vielleicht hatte er ja irgendetwas zu sagen?

Sie suchen, Sir?
Nun gut. Jetzt war Alioth überzeugt, dass Aaliyah nicht einer dieser überdehten Schülerinnen war, die ihn förmlich überall hinfolgten und die Bücher tragen wollten. Die sich einbildeten, dass jeder Blick, der auf ihnen lag, in die Richung liebe ging. Diese blöde charmante Farce war manchmal lästig. Aber irgendwie fand er es ziemlich lustig. Empfand es als witziges Spaktakel und nutzte es auch gerne aus, dass sie seine Bücher trugen - dann musste er es nicht tun. Man musste allerdings ziemlich aufpassen, denn diese Grenze zwischen schwärmen und allem möglichen andichten war ziemlich dünn.
Ganz ehrlich? Meine Freunde sind irgendwohin verschwunden und ich hab' absolut keine Ahnung, wo ich sie suchen soll. Also verbring ich meine Zeit eben alleine an der frischen Luft.
Aha, die Freunde der Gryffindor hatten sich verdünnisiert. Kein Wunder. Aber er ging nicht darauf ein. Er hatte keine Lust auf den Zickenkrieg einer Siebzehnjährigen Schülerin. Zudem er überhaupt keine Lust sich mit Aaliyah über irgendetwas zu unterhalten und das Gespräch ging dementsprechend schleppend.
"Wie sind eigentlich die anderen Lehrer? Ich kenne das Kollgium leider kaum. Natürlich bleibt das unter uns. Ehrlich." Er hob beide Hände, um zu zeigen, dass er nirgendwo die Finger gekreuzt hatte. Er wollte es wirklich wissen, wie die Schülerin die Lehrer empfand. Das Kollegium hatte sich seit seinem Abgang verändert.

cf: Der Schwarze See mit Cheza

Felicitas war mit der anderen Ravenclaw hierher gegangen. Die Baumgruppe bot Schatten an warmen Sommertagen, aber auch Schutz vor Regen, wenn man sich bei diesem Wetter hier unten noch aufhielt und nicht in das Schloss geflüchtet war. Wenn ein Sturm aus Regen und Wind peitschte, dann war das Wasser der, unendlich tief erscheinenden, schwarzen Sees, aufgewühlt und manche Geschöpfe, die in ihm lauerten, kamen zum Vorschein. Es gab schließlich nicht nur den allseits bekannten Riesenkraken. Felicitas fragte sich, ob es noch weitere Kraken in diesem See gab, dass man sie nur nicht unterscheiden konnte.
Dann wandte sie sich an Cheza, die neben ihr zum Stehen gekommen war. Was wollte ihr Felicitas noch einmal sagen? Das hatte sie ganz vergessen. Über diesem ganzen hin und her und 'Wir vertrauen dir nicht' und der Klarmachung, dass die anderen ihr nie trauen werden. Das hatte sie auch nie erwartet. Dieser Kindergarten belustigte sie vielmehr. Jetzt wurde ihr klar, warum sie die Menschen gemieden hatte. Sie hasste deren Launen. Aber Cheza war im Grunde ihres Herzens ehrlich - und netter als der gesamte Haufen da drüben, auch wenn die sich für die 'Kämpfer des Lichts' oder was auch immer hielten - und deshalb fasste Felicitas, verzeiht, Feli, den Entschluss auch ihr ein bisschen zu vertrauen.
"Hier bin ich ab und zu, wenn es regnet. Irgendwie mag ich den Ort...", begann sie und sah zu den Bäumen hinüber.

Cheza lief Feli einfach hinterher. Diese hielt wohl nicht viel von ihrm Vorschlag, denn sie blieb nicht auf der Wiese stehen, sondern lief weiter, bis zu einer Baumgruppe. Was sie wohl zu sagen hatte? Cheza war furchtbar neugierig und muste sich zusammenreißen, um nicht ungeduldig zu wirken.
"Hier bin ich ab und zu, wenn es regnet. Irgendwie mag ich den Ort...", fing Feli an und sah in Richtung der Bäume. Cheza folgte ihrem Blick. Sie hatte recht, es war angenehm schattig hier und die Bäume hielten Regen sicher gut ab. Aber Feli hatte sie wohl kaum hierhergebracht, um darüber zu plaudern, wie sehr ihr dieser Ort gefiel, oder?
Cheza wusste, dass ihre Neugierde ihr schlimmster Feind sein konnte und gerade platzte sie fast vor Neugier.
"Wenn es regnet bin ich meist drinnen in der Bibliothek. Ich wusste gar nicht, dass es hier draußen auch so schöne Orte gibt."
Auch wenn sie ziemlich nah am Wald waren, fand Cheza dei Landschaft wundervoll.
"Aber du hast mich sicher nicht hergebracht, damit wir die Schönheit des Ortes bewundern, oder? Du wolltest mir was sagen?", Cheza blickte ihr Gegenüber erwartungsvoll an.

Aber du hast mich sicher nicht hergebracht, damit wir die Schönheit des Ortes bewundern, oder? Du wolltest mir was sagen?
Dieser Satz holte sie wieder in die Realität zurück und sie sah zu Cheza. Diese merkte nicht, wie Felicitas Gedanken die ganze Zeit gerast waren, sich im Kreis gedreht hatten, Entscheidungen überlegt, abgewägt und getroffen hatten. Wie sie pro und Contra gegeneinander aufstellte und wie sie langsam aber sicher ihr Mitleid versuchte abzuschalten, bis nichts mehr übrig war.
Wenn ich es tue, dann kann ich nicht mehr zurück. Dann beende ich Hogwarts ohne einen Abschluss und werde nie wieder die Chance dazu haben. Dann habe ich verspielt und bin vielleicht sogar gesucht. Aber wofür gibt es das Ausland? Die Namensfälschung? Durmstrang? Es gibt schließlich für alles eine Lösung. Aber hat es überhaupt Sinn das zu tun? Warum tue ich das überhaupt? Ich wollte Rache nehmen. Und Cheza ist ja ganz nett. Sie vertraut mir. Was soll schon passieren? Ich gebe schließlich acht.
"Stimmt...", sie hatte beiläufig ihre Hand in ihren Umhang gesteckt. Mit einer fließenden Bewegung zog sie ihn hervor und sprach gleichzeitig auch schon den Zauber. "Enervarte." Cheza hatte nicht so schnell auf das Unvorbereitete reagieren können, so war sie auch schon ohnmächtig zu Boden gegangen. Fiel in sich zusammen und blieb liegen. Felicitas legte einen Desillusionierungszauber über die Beiden und ging dann davon, zur Grenze von Hogwarts, zur Appariergrenze. Sie konnte zwar noch nicht perfekt apparieren, aber niemand würde es merken, weil sie nicht mehr minderjährig war.
Sie hob den Desillusionierungszauber auf, nahm eine Hand von Cheza und apparierte dann mit ihr ins Nichts, fort von der Schule, womöglich fort von England.

tbc: Irgendwo...

Cheza hatte keine Zeit, zu reagieren. Sie stolperte und ihr wurde schwarz vor Augen.
Warum hatte sie sich in Felis Nähe nur so sicher gefühlt, wo doch nichts, absolut gar nicht sicher war, wenn man sich mit ihr abgab?
"Feli du verdammte...-", dachte Cheza noch, als Dunkelheit sie umfing.

verschollen xD